„Nosferatu“-Spinne, Zecke und Co. Wie gefährlich sind kleine Krabbeler und Kriecher?
Kleine Krabbeler und Kriecher, die zur Natur gehören oder Raupen, Spinnen und Käfer um die man lieber einen Bogen macht? Wie gefährlich sind „Nosferatu“ und Co. tatsächlich?

Magdeburg - Kleine Krabbeler und Kriecher, die zur Natur gehören oder Raupen, Spinnen und Käfer um die man lieber einen Bogen macht? Wie gefährlich sind „Nosferatu“ und Co. tatsächlich?
Eichenprozessionsspinner
Die Brennhaare dieser Art können nach Kontakt Rötungen oder sogar Dermatitis (Entzündung der obersten Hautschichten, mit Juckreiz, Rötungen, Schwellungen und oftmals eitriger Ausfluss) führen.
Das Landesamt für Verbraucherschutz warnt, dass „bei Berührung, Einatmung oder Einbringung in die Augen durch Widerhaken an den Brennhaaren eine mechanische Reizung und durch Nesselgift in den Brennhaaren eine chemische Reizung ausgelöst werden kann“. Das Ergebnis können Quaddeln- und Bläschenbildung, Bindehautentzündung oder sogar Asthma sein. „Allgemeinsymptome wie Schwindelgefühl und Fieber“ seien ebenfalls möglich.
Der Eichenprozessionsspinner kommt laut Landesamt für Umweltschutz in Halle vor allem im Norden und Osten Sachsen-Anhalts sowie im Elbtal verbreitet vor und besiedelt dort Bestände der heimischen Eichenarten. Bei Massenvermehrungen, die im Abstand mehrerer Jahre auftreten können, kann es zu Kahlfraß kommen, der aber in der Regel die betroffenen Eichenbestände nicht nachhaltig schädige.
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Mit Blick auf die Bekämpfung des Eichenprozessspinners, zu dem ausschließlich zugelassene Biozid (Insektizide, die direkt auf den Organismus wirken) verwendet werden dürfen, bedauern Naturschützer, dass der Große Puppenräuber, eine grün-metallisch glänzende große Laufkäferart, in Sachsen-Anhalt nicht mehr zu beobachten ist.
Ines Wahl vom Landesamt für Umweltschutz sagt: „Ausgewachsenen Tiere und Larven attackieren die Raupen des Eichenprozessionsspinners. Bekämpfungsaktionen gegen Forstschädlinge mit massiven Gifteinsatz haben diesen wichtigen Gegenspieler des Eichenprozessionsspinners bereits vor Jahrzehnten in Sachsen-Anhalt ausgerottet.“
Ammen-Dornfinger-Spinne
Diese Spinnenart ist in verschiedenen extensiv genutzten „Offenlandlebensräumen“, wie Acker, Wiesen und Weiden sowie Brachflächen verbreitet. Seit den 1990er Jahren vermehrt auch in Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Sie gilt als einzige Spinnenart Mitteleuropas, die beim Menschen gravierende Vergiftungen auslösen können Der Biss kann durchaus unangenehm sein.
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Eine Diagnose ist häufig nicht einfach. Der Biss wird ähnlich schmerzhaft wie ein Wespenstich empfunden. Die Schmerzen können sich allerdings auf das gesamte betroffene Körperteil ausbreiten. In seltenen Fällen kommt es zu Schüttelfrost, Erbrechen, Fieber oder gar Kreislaufversagen.

Laut Landesamt für Umweltschutz sei die Wahrscheinlichkeit, gebissen zu werden, für Menschen, die sich normal in Wald und Wiese bewegen und nicht gezielt die Tiere in ihren Schlafnestern an den Spitzen von Grashalmen stören und reizen, äußerst gering.
Asiatischer Laubholzbockkäfer
Der 2,5 bis 4 Zentimeter lange (ohne Fühler) Käfer ist eine in Ostasien heimische Bockkäfer-Art. Er wurde mit Bau- und Verpackungsholz eingeschleppt und kommt seit 1992 auch in den USA und in Mitteleuropa vor. Der Käfer ist ein Holzschädling, aber für Menschen ungefährlich. Er kommt nur sehr lokal in der Umgebung von Magdeburg vor und wurde in der Vergangenheit bekämpft. Ende August 2022 wurde diese Art zuletzt in der Landeshauptstadt nachgewiesen.
Laut Landesamt für Umweltschutz breitet sich der Käfer, der seine Eier unter die Baumrinde ablegt und somit das Holz schädigt und ermöglicht, dass auch andere Schädlinge eindringen, nur sehr langsam aus.
Zecke
Sachsen-Anhalt hat ein weiteres Risikogebiet für die meist von Zecken übertragene „Frühsommer-Meningoenzephalitis“, die schwere Entzündungen von Gehirn, Hirnhaut oder Rückenmark auslösen kann. Neben Dessau-Roßlau hat das Robert Koch-Institut nun den Landkreis Anhalt-Bitterfeld als solches Gebiet ausgewiesen.

Auch die Borreliose ist in Sachsen-Anhalt verbreitet. Sie kann unterschiedlich schwer verlaufen und überwiegend die Haut, aber auch Nervensystem, Gelenke und Herz betreffen kann.
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„Nosferatu“-Spinne
Bei Zoropsis spinimana handelt es sich um eine Kräuseljagdspinne, die ihr ursprünglich Verbreitungsgebiet im Mittelmeerraum in den letzten Jahrzehnten nach Norden erweitert hat und 2005 erstmals in Deutschland nachgewiesen wurde. In Süddeutschland konnte sich die Art bereits etablieren. Der erste und nach aktuellen Kenntnis des Landesamts für Umweltschutz bislang einzige Nachweis für Sachsen-Anhalt erfolgte 2018 in Halle. Es sei sehr wahrscheinlich, dass das Tier oder Eier durch Menschen verschleppt wurden – unter anderem komme Gartenerde dafür in Frage.
Wenn sich die Spinne in Gefahr fühlt, kann sie beißen. Die Wirkung des Bisses ist mit der eines Mücken- oder Bienenstichs zu vergleichen. Gefährlich kann es für Menschen mit Allergien werden.
Mücken
Mückenarten, die für Menschen gefährliche Infektionskrankheiten übertragen, sind laut Landesamt für Umweltschutz für Sachsen-Anhalt aktuell nicht bekannt.
Asiatische Riesenhornisse
Für Sachsen-Anhalt konnte bisher kein Exemplar (Arbeiterinnen 27–45 mm, Königinnen bis zu 55 mm) festgestellt werden. Die Hornisse zählt in Europa zur invasiven Art. Auf ihrem Speiseplan stehen unter anderem heimische Bienenvölker. In Japan sterben jährlich durchschnittlich 40 Menschen durch eine allergische Reaktion auf die Stiche. Die Art werde durch das Landesumweltamt beobachtet. Es gebe einen engen Austausch mit den anderen Bundesländern.