Handball Weltrekord und Kantersieg: DHB-Team mit starkem EM-Auftakt
Klarer Sieg gegen die Schweiz macht viel Hoffnung. Mehr als 50.000 Fans sorgen für einen neuen Zuschauer-Weltrekord. Andreas Wolff überragt mit 13 Paraden im deutschen Tor.

Düsseldorf. - Der Auftakt ist geschafft. Und das auch noch beeindruckend. Mit einem 27:14 (13:8) fegt das DHB-Team die Schweiz förmlich von der Platte. Trotz der 53.586 Zuschauer in der Düsseldorfer Arena war von Nervosität nichts zu sehen – die Party konnte steigen.
Angeführt von Andreas Wolff waren die deutschen Handballer gut eine Stunde vor dem eigentlichen Anwurf zum Warmmachen erstmals eingelaufen und wurden von den rund 50.000 Zuschauern frenetisch begrüßt. Dass die Schweizer dagegen mit Pfiffen empfangen wurden, passte zum großen Handballfest überhaupt nicht. Die Fans waren schon am Nachmittag zur Arena gepilgert. Trikots der Nationalmannschaft, schwarz-rot-goldene Schals, Fahnen, Mützen oder Hüte in den deutschen Nationalfarben – das war das bestimmende Bild in den Bussen und Bahnen, die zum Stadion fuhren.
Das ist auch ein besonderes Erlebnis für einen alten Trainer wie mich.
Alfred Gislason
Beim Sieg der Franzosen gegen Nordmazedonien hatten dann aber erst einmal die Anhänger des Außenseiters die Stimmungshoheit bei fast 30 Grad unterm geschlossenen Hallendach übernommen. Vom Oberrang aus Handball zu schauen, war allerdings schon etwas gewöhnungsbedürftig. Zumal die LED-Leinwände aus einigen Blöcken gar nicht richtig zu sehen waren. So manche Torwartparade und mancher Torschütze musste eher erahnt werden. Für die meisten Fans zählte aber vor allem, beim Zuschauer-Weltrekord-Spiel dabei gewesen zu sein. Und dass die deutsche Mannschaft das auch noch mit einem Sieg krönen konnte, macht die Erinnerung an den EM-Auftakt 2024 noch schöner. „Das ist auch ein besonderes Erlebnis für einen alten Trainer wie mich, das war überragend“, sagte Bundestrainer Alfred Gislason, 64 Jahre, im ZDF.
Mit einem überragenden Wolff im Tor und einer starken Abwehr ließ das DHB-Team von Anfang an auch keinen Zweifel aufkommen, wer als Sieger zu den nächsten Spielen nach Berlin fahren wird. Schon zur Halbzeit hatte der 32-Jährige neun Paraden geliefert. Und Juri Knorr war wie erwartet der entscheidende Faktor in der Offensive. Auch das erste deutsche Turnier-Tor ging nach 47 Sekunden auf das Konto des Spielmachers. Bis zum 2:2 (8.) konnten die Schweizer noch gegenhalten. Selbst der Einsatz des siebten Feldspielers stellte das deutsche Team vor keine Probleme. Wie angekündigt war die DHB-Auswahl auf alles vorbereitet. Gislason verriet: „Wir hatten es so formuliert, dass es bereits das dritte Spiel ist. Ich bin erleichtert, dass dann die Leistung so kam.“
Steinert schaltet den Toptorschützen der Bundesliga aus
Wie die Leistung von Christoph Steinert, der in der Abwehr lange offensiv auf der rechten Halbposition abräumte und den aktuellen Bundesliga-Toptorschützen Manuel Zehnder fast ausschalten konnte. Um dafür zusätzliche Wechsel zu vermeiden, ging Steinert im Angriff auf Außen. „Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen, dass die Mannschaft so stabil agiert hat. Darauf haben wir hingearbeitet“, jubelte DHB-Sportvorstand Axel Kromer an seinem 47. Geburtstag.
Auch nach der Pause ließ das deutsche Team keine große Spannung zu und zog Tor um Tor davon. Während vorne fleißig weiter getroffen wurde, stand die Abwehr um den überragenden Wolff wie eine Mauer und ließ fast 17 Minuten kein Gegentor zu. Nachdem Wolff seine 13. Parade lieferte, durfte er sich einen Extra-Applaus und -Gesänge der Fans abholen und tauschte mit David Späth. Beim 22:10 stimmten die Fans schon sieben Minuten vor dem Ende ein „Oh, wie ist das schön“ an. Bitter nur aus SCM-Sicht, dass Nikola Portner sich im Schweizer Tor am Fuß verletzte und vorzeitig von der Platte humpelte.