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Ehrung Was Magdeburger in ihren Preisen sehen

Was bewegt die "Magdeburger des Jahres 2017"? Während der Gala widmeten sie sich ihren Themen und jenen, die sie unterstützen.

Von Martin Rieß 11.01.2018, 18:03

Magdeburg l Als zehnte Siegerin in der Kür der Magdeburgers des Jahres kam am 9. Januar 2017 Jana Richter auf die Bühne des Opernhauses. Sie wurde als Produzentin des Stücks „Wir sind wir“ geehrt und wies darauf hin, dass dessen Erfolg nur durch eine Vielzahl anderer Menschen möglich gewesen sei. Sie sagte: „Für die, die mir den Rücken gestärkt haben, ist dieser Pokal.“ Neben ihrer Familie nannte die Geehrte die Otto-von-Guericke-Universität, den Verein Toll, die Festung Mark, Schauspieler, Techniker und Beleuchter sowie den Verein Kulturanker, dessen Vorsitzender Karsten Steinmetz bei Problemen sie immer wieder ermuntert habe, nicht aufzugeben.

Die neunte Siegerin Cornelia Habisch ist vor Jahren nach Magdeburg gezogen und sieht den Preis als Bestätigung, dass ihr Gefühl stimmt: „Wenn ich nach Magdeburg fahre und auf der A2 bei Irxleben die Stadt vor mir sehe, denke ich: Ich komme nach Hause.“ Zu ihrem Engagement für die Meile der Demokratie sagt sie: „Eine gute Idee einzubringen, ist das eine. Aber es kommt auf viele an.“ Als Inspiration für ihr Wirken nannte Cornelia Habisch ihre Tochter.

Durch die Meile der Demokratie habe Magdeburg ein anderes Gesicht bekommen. Am 20. Januar 2018 ist die zehnte Veranstaltung der Reihe, die sich als Gegenpol zu rechtsextremistischen Aktivitäten rund um den Jahrestag des Luftangriffs am 16. Januar 1945 auf Magdeburg versteht. Angesichts der Anmeldung der AfD und der folgenden Absage einer Reihe von Mitstreitern sagt Cornelia Habisch: „Ich lasse mir die Meile von niemandem verderben und springe nicht über jeden Stock, der mir hingehalten wird!“

Detlef Hubold, achter Sieger bei der Ehrung zum Magdeburger des Jahres, sieht die Auszeichnung als Ehre für den gesamten Stadtelternrat. Er hebt insbesondere die Zusammenarbeit mit Tim Liebe, der sein Nachfolger an der Spitze des Stadtelternrates ist, hervor. Es sei wichtig, für die Kinder in Magdeburg zu streiten: „Die Eltern fühlen sich wohl, wenn sich auch die Kinder wohlfühlen“, unterstrich Detlef Hubold.

Die siebten Sieger waren Carsten Lange und Marco Reiß für ihren Einsatz zur Telemania. Carsten Lange berichtet, wie fasziniert er von der großen Beteiligung der Magdeburger im vergangenen Jahr an der Telemania war. Telemann sei eine große Chance für Magdeburg, die auch international zu wenig auf der Klaviatur gespielt werde. Der Leiter des Zentrums für Telemann-Pflege und -Forschung Magdeburg meint: „Eigentlich müsste Michael Vogt mit auf der Bühne stehen, da wir jetzt eine große Telemann-Ausstellung haben."

Marco Reiß sieht in neuen Ideen wie Telemann in Straßenbahn, auf dem Fluss oder im Puppentheater einen Weg, den man weitergehen könne. Der Musiker fragt: „Was zeichnet Bad Segeberg, Bayreuth oder Kassel aus? Warum soll ein Hamburger nach Magdeburg kommen?“ Ein Grund könnte eben jener „international gefeierte Kompositeur“ sein. Richtig sei daher der Beschluss des Stadtrats, Telemann-Festtage künftig jährlich stattfinden zu lassen.

Gisela Paul ist 79, trainiert Kinder bei den Leichtathleten des SC Magdeburg und ist sechste Siegerin beim Magdeburger des Jahres. Sie sagt: „Es ist eine wunderbare Aufgabe, mit Kindern zu arbeiten.“ Aber ebenso wichtig sei es feste Regeln einzuführen, die der Nachwuchs auch einhalten muss. Und doch gehe es vor allem darum, die Freude an der Arbeit auch die Kinder spüren zu lassen. „Und wenn sie Dummheiten machen, muss man sie zur Seite nehmen und allein mit ihnen sprechen“, verrät die sportliche Seniorin das Geheimnis ihres Erfolgs bei den Kindern.

Petra Rauchfuß wurde als fünfte Siegerin beim Magdeburger des Jahres 2017 geehrt. Mit ihrem Umsonstladen hilft sie Menschen, die ohne Unterstützung nicht auskommen. Zwei Gruppen von Menschen gilt der Dank der Salbkerin besonders: Zum einen der Familie, die immer mitziehen muss. Beispielsweise, wenn bei Kälte kurzfristig warme Decken und Jacken an Menschen ohne Obdach verteilt werden müssen. Wichtig seien vor allem aber auch die Menschen, ohne deren Spenden der Umsonstladen nichts anzubieten hätte.

Philipp Dahlke ist vierter Sieger beim Magdeburger des Jahres. Er hatte sich der Initiative von Andreas Fiemel aus Celle zur Ausbildung von Optikern in Uganda angeschlossen. Unterstützung erfährt der Magdeburger von seinen Eltern und seinen Mitarbeitern. Besonders beeindruckt sei er immer von der Motivation der Schüler in Uganda. „Ich denke immer: Wow, wie weit kann man nach so kurzer Zeit schon sein“, sagt Philipp Dahlke. Derzeit geht es u. a. darum, ein Ausbildungszentrum in Uganda aufzubauen. Neben der Hilfe für Menschen mit Sehschwächen in dem afrikanischen Land geht es dabei auch darum, dank einer guten Ausbildung eine berufliche Perspektive für die Schüler zu eröffnen.

Klaus Vogler wurde mit seiner Galerie, in der übermalte Aktbilder gezeigt wurden, die in der Eisenbartgalerie als zu anstößig empfunden wurden, zum dritten Sieger beim Magdeburger des Jahres gewählt. Unter anderem hatte er sich vor wenigen Tagen über das Horoskop gewundert: Der erlebnishungrige Wassermann habe im neuen Jahr mit einem langweiligen Start ohne Höhepunkte zu rechnen. Zu seiner Galerie in der Stadtfelder Schlossküche sagt er: „Ich weiß nicht, wie man auf so eine verrückte Idee kommt und eine Galerie eröffnet.“ Allein kann man es aber nicht machen. Hans-Georg Wilk sorge immer dafür, dass die Bilder gerade hängen, und Helga Pickert sorge für hochwertige Flyer zu den Ausstellungen.

Ulf Steinforth ist zweiter Sieger beim Magdeburger des Jahres und sagt: „Es haben alle Kandidaten heute verdient, zu gewinnen.“ Seine persönliche Favoriten ist Gisela Paul – auch er weiß, was dahinter steckt, Kinder für den Sport zu gewinnen. Der Sport sei ein Weg, in aller Welt Werbung für Magdeburg zu machen – zum Beispiel wenn Sportler aus Steinforths Boxstall kommen. „Daneben hatte ich mit Christof Hawerkamp die verrückte Idee, Bier zu brauen.“ Seit Juni läuft der Betrieb im Sudenburger Brauhaus, und Magdeburg habe so ein Stück Identität zurückgewonnen, auf die Steinforth wegen alter Reklametafeln aufmerksam geworden war. Wichtig ist dem Magdeburger bei allem Bewusstsein für die Außenwirkung Magdeburgs der Rückhalt in der Familie.

Lothar Schirmer war seit 1970 in Magdeburg Polizist und für 2017 erster Sieger beim Magdeburger des Jahres. Unter dem Motto „Einmal Polizist – immer Polizist“ habe er früher Seniorenberater geschult – heute gehöre er selbst zu dieser Gruppe von Ehrenamtlern dazu. Schirmer sagte: „Wenn ein Polizist Magdeburger des Jahres wird, ist das auch ein Votum für die Polizei hier in Magdeburg, die trotz aller Schwierigkeiten eine gute Arbeit macht.“ An die Adresse von Juliana Gombe gerichtet, die im Jahr 2014 zweite Siegerin beim Magdeburger des Jahres war, versprach er, dass immer genügend Zeit bleiben werde, im Verein Toll mitzuarbeiten, dessen Mitglieder sich für die Integration von Zuwanderern und Flüchtlingen engagieren.

Alle Infos zum "Magdeburger des Jahres" finden Sie in unserem Dossier.