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Magdeburger des Jahres 2025 Magdeburger gibt engagierten Menschen mit Preis eine Bühne

Zum 34. Mal sucht die Volksstimme gemeinsam mit ihren Lesern die Magdeburger des Jahres. Im Mittelpunkt stehen engagierte Elbestädter. Zu den zehn Kandidatenvorschlägen gehört auch Holger Paech, Initiator des Ehrenamtspreises „Goldener Otter“.

Von Lena Bellon 28.11.2025, 18:00
Der 60-jährige Holger Paech ist der Initiator des Ehrenamtspreises „Goldener Otter“, der seit zehn Jahren in Magdeburg-Ottersleben verliehen wird.
Der 60-jährige Holger Paech ist der Initiator des Ehrenamtspreises „Goldener Otter“, der seit zehn Jahren in Magdeburg-Ottersleben verliehen wird. Foto: Viktoria Kühne

Magdeburg. - „Bunte Grüße aus Ottersleben“ sendet Holger Paech in jeder E-Mail oder SMS, die er verschickt. Diese Signatur passt gut zu dem 60-jährigen Ottersleber, der im Alltag stets in bunten Hemden und auf der Bühne in auffälligen Kostümen auftritt. Aber bunt sind auch sein Gemüt und seine Vielfalt an Engagement im Stadtteil. Nicht bunt, dafür aber gold, ist der Ehrenamtspreis, den er vor zehn Jahren ins Leben gerufen hat: Der „Goldene Otter“.

„Es sollte eigentlich eine einmalige und nicht öffentliche Sache sein“, sagt Paech und erinnert sich an die Anfänge des Stadtteilpreises. In den späten 1990ern zog er mit seiner Frau und seinen Kindern nach Ottersleben und engagierte sich im Förderverein der Grundschule Ottersleben. Dort entstand die Idee, besonders engagierte Personen mit einem Preis zu belohnen. Zehn Jahre später haben über 50 Personen einen „Goldenen Otter“ erhalten. Verliehen wird dieser beim alljährlichen Herbstball.

Magdeburger des Jahres 2025 - Kandidat Holger Paech

(Kamera: Ivar Lüthe, Schnitt: Lena Bellon)

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Leidenschaft auf der Bühne

„Ich moderiere die Verleihung und schreibe auch jedes Jahr ein Eröffnungslied, das ich präsentiere“, erzählt der Journalist, der lange Pressesprecher des Sozialministeriums war und heute als Kinder- und Jugendbeauftragter des Landes arbeitet. „Auf der Bühne kann ich ausleben, was ich im Beruf nicht so ausleben kann.“ Als Kind habe er die „Hitparade“ geliebt und damals schon die Auftritte der Stars nachgeahmt, wollte zwischenzeitlich sogar Balletttänzer werden. Heute steht er jedes Jahr in Magdeburg auf der Bühne: „Es ist ein toller Ausgleich zur Arbeit.“

Holger Paech bei der Verleihung des „Goldenen Otter“ 2025.
Holger Paech bei der Verleihung des „Goldenen Otter“ 2025.
Foto: Viktoria Kühne

Wenn es etwa ein Monat vor dem Herbstball in die heiße Phase des „Goldenen Otters“ geht, würde sein Ehrenamt zum zweiten Vollzeitjob werden. Acht bis zehn Stunden würde er täglich dafür aufbringen. Nicht nur die Arbeit in der Jury und die Organisation für den Ball stehen für Holger Paech auf der Agenda. Den Eröffnungssong, der die aktuellen Themen aus Ottersleben aufgreift, übt er immer auf der Fahrt nach Köln, wo er seine Kostüme und Outfits kauft: „Meine Tochter wohnt dort. Sie berät mich dabei.“ Er habe auch keine Scheu, die Kleidung in der Damenabteilung zu kaufen. Das Ehrenamt ermögliche ihm, seine vielen Interessen und Talente auszuleben und seinem „Affen Zucker zu geben“.

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Immer wieder betont er, dass er nicht alleine im Rampenlicht für diese Aktion stehen will. Zahlreiche Helferinnen und Helfer ermöglichen den Ball und bilden die Jury. Er hat aber den Preis, den er händisch bastelt und bemalt, patentieren lassen und gibt so Jahr für Jahr Menschen eine Bühne, die ansonsten im Hintergrund engagiert sind und dort helfen, wo es benötigt wird. Nichts anderes tut er selbst jedoch auch.

Überlastung mit Folgen

In Ottersleben ist Holger Paech nämlich nicht nur für den „Goldenen Otter“ bekannt: Er ist Mitglied in zahlreichen Vereinen, Stellvertretender Vorsitzender des Heimatvereins und somit Mitorganisator vieler Feste. Über Jahrzehnte wuppte er einen Vollzeitjob, eine Familie mit drei Kindern und sein Ehrenamt - nicht ganz ohne Folgen. „Meinen Kindern konnte ich oft nur am Telefon eine gute Nacht wünschen“, sagt er melancholisch. „Nach dem Abendbrot saß ich teilweise bis in die späte Nacht am PC und habe für meine Ehrenämter gearbeitet. Trotz der vielen Arbeit hat mich das beschwingt. Das hat viele Jahre gut funktioniert.“

Seit zehn Jahren wird der Goldene Otter an engagierte Menschen, Vereine und Projekte aus Ottersleben vergeben – traditionell beim Herbstball.
Seit zehn Jahren wird der Goldene Otter an engagierte Menschen, Vereine und Projekte aus Ottersleben vergeben – traditionell beim Herbstball.
Foto: Viktoria Kühne

Rückblickend weiß er aber, dass seine Gesundheit an dieser Überbelastung gelitten hat: „Seit 2019 bin ich chronisch krank. Es handelt sich um eine Nervenkrankheit, die in Schüben kommt.“ Oft sei er dadurch auch über längere Zeiträume nicht voll einsatzfähig gewesen, musste Abstriche machen: „Das war ein Paukenschlag.“ Das Ehrenamt aufzugeben, sei für ihn jedoch keine Lösung: „Wer sich engagiert, gibt sehr viel. Nicht nur Zeit und Geld. Aber man bekommt tausendfach zurück. Mir macht das auch sehr viel Spaß und es ist keine Last für mich. Das Ehrenamt gehört zu mir.“ Strahlende Kinderaugen, überraschte Gesichter und der Stolz der Preisträgerinnen und Preisträger würden ihn belohnen: „Etwas schöneres gibt es eigentlich nicht.“

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Geboren und aufgewachsen ist Holger Paech in Ost-Berlin. Heute ist er „verschossen in das Dorf Ottersleben“ und könne sich nicht vorstellen woanders zu leben. Kurz habe er überlegt, seine Rente eines Tages an der Ostsee zu verbringen - die Idee habe das Ehepaar Paech aber schnell wieder verworfen. „Hier kommen Jung und Alt zusammen. Man kann von den Otterslebern eine ehrliche Rückmeldung erwarten. Das mag ich“, sagt er strahlend.

Familien stärken

Kein Wunder also, dass er Nachbarschaftsfeste organisiert, die Wahl zum Glühwein-König moderiert und zum Tannenfest als Tanne verkleidet über den Eichplatz geht. Neben den strahlenden Gesichtern habe ihn auch stets der Gedanke getrieben, soziale Ausgrenzung zu verhindern. So entstand einst sein erstes Ehrenamt im Förderverein der Grundschule, wie er erzählt: „Viele Familien hatten kein Geld für Bücher oder ein gesundes Essen. Da kamen wir ins Spiel. Den Tutti-Frutti-Tag gibt es bis heute. Dafür schneiden Erwachsene Obst für die Kinder.“

Der Kandidat im Kurzportrait:

  • Alter/Familienstand/Kinder: 60 Jahre, verheiratet, drei erwachsene Kinder und ein Enkelkind
  • Beruf: Journalist, arbeitet aktuell im Sozialministerium als Kinder- und Jugendbeauftragter
  • Das mag ich an Magdeburg: Es ist eine sehr grüne Stadt und architektonisch mag ich den Mix aus Vergangenheit und Zukunft. Ich bin zum Beispiel gerne am Domplatz
  • Hier kann Magdeburg noch besser werden: Wenn es sich realisieren lassen würde, fände ich gut, wenn die Straßensperrungen besser koordiniert werden
  • Magdeburg ist in zehn Jahren … eine blühende Landeshauptstadt mit vielen engagierten Menschen.

Das sagt Elvira Schulze, Preisträgerin des ersten Ehrenotters, zu Holger Paech:

Elvira Schulze ist selbst in Ottersleben seit Jahrzehnten aktiv.
Elvira Schulze ist selbst in Ottersleben seit Jahrzehnten aktiv.
Foto: Lena Bellon

„Holger Paech ist ein liebenswerter und hilfsbereiter Mensch, der etwas bewegen will. In Ottersleben ist er in viele Dinge involviert, ist im Stadtteil präsent. Er kümmert sich um die Menschen hier. Für den ,Goldenen Otter' und dass das alles immer so funktioniert, wendet er viel Zeit auf.“