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Kulturförderung im ländlichen Raum AfD beleidigt Hansa-Chef: Salzwedels Bürgermeister und Räte stellen sich hinters Hanseat

Die AfD hat bei ihrem Vorhaben, dem Hansa radikal die Zuschüsse zu kürzen, eine Schlappe hinnehmen müssen. In Salzwedel ist eine emotionale Debatte um den Club aus DDR-Zeiten losgebrochen.

Von Alexander Rekow Aktualisiert: 24.01.2024, 08:46
Hansa-Chef Marian Stütz wird von Salzwedels AfD beleidigt.
Hansa-Chef Marian Stütz wird von Salzwedels AfD beleidigt. Archivfoto: Alexander Rekow

Salzwedel. - Es ist ein Vorhaben von kultureller Tragweite, das die Salzwedeler AfD vorantreibt. Wie die Volksstimme berichtete, will die Fraktion die Zuschüsse für das Hanseat einkürzen. Und zwar dermaßen, dass es das Aus für das soziokulturelle Zentrum bedeuten würde, wie der Hansa-Chef erklärt.

Ob die AfD mit ihrem Vorstoß Erfolg haben wird, scheint aber fraglich. Im Salzwedeler Kulturausschuss stellten sich Stadträte anderer Fraktionen hinter den Club.

AfD-Fraktionsvorsitzender Roland Karsch hatte in dem städtischen Gremium keinen Stadtrat für den Kürzungsvorschlag seiner Partei begeistern können. Er allein stimmte bei einem Votum für seinen Antrag. Doch bevor es dazu kam, entbrannte eine hitzige Diskussion in dem Ausschuss, der eher selten für emotionalen Debatten bekannt ist.

AfD will Salzwedels Hanseat die Mittel radikal Kürzen

Zuvor verteidigte Karsch den Antrag, der eine Kürzung der Hansa-Mittel von 49.000 auf 6.000 Euro vorsieht. „Es ist so, dass sich ein Verein selbst finanzieren muss.“ Aus Mieteinnahmen, Mitgliedsbeiträgen, Einnahmen aus Karten- und Getränkeverkäufen. Dass das aber in dem Fall nicht funktioniere, wie Hansa-Chef Marian Stütz bereits öffentlich erklärte, ficht Karsch offenbar nicht an. „Weihnachten und Silvester hat es das Hanseat nicht nötig zu öffnen“, schimpfte Karsch weiter, der dabei ausblendete, dass das Hansa Heiligabend rappelvoll war und am 2. Weihnachtsfeiertag einige DJs aus der Landeshauptstadt auflegten.

Der Club habe „mal“ zu Veranstaltungen auf, ansonsten würde Marian Stütz nicht arbeiten, behauptete Karsch in einer anderen, beleidigenden Wortwahl, um schließlich vom Ausschussvorsitzenden Holger Lahne (SPD) ermahnt zu werden. Diesen Jargon möge er unterlassen. Lahne räumte ein, zwar selbst kein Hansa-Gänger zu sein. Er finde diese Institution trotzdem unabdingbar für die Hansestadt.

Bürgermeister Olaf Meining probierte, der AfD die Finanzsituation zu verdeutlichen, da Zuschüsse vom Landkreis an die Unterstützung der Stadt gekoppelt sind. „Fällt einer aus, sind die anderen auch weg.“ Damit müsse befürchtet werden, dass das soziokulturelle Zentrum schließe. „Ich sage unmissverständlich: Es muss bei diesem Zuschuss bleiben!“

Kommentar: Das Hanseat gehört zu Salzwedel wie Baumkuchen

„Das Hanseat hat eine Ausstrahlung, die für Salzwedel ungemein wichtig ist“, befindet Gerd Schönfeld (Die Linke): „Man kann nach Magdeburg oder Berlin kommen: Trifft man dort Leute und spricht über Kultur, dann kennen sie das Hanseat.“ Salzwedel ohne den Club sei für ihn unvorstellbar.

Peter Lahmann (Die Grüne) hatte das zurückliegende Hansa-Programm studiert und verwies auf die kulturelle Vielfalt, die verloren ginge: Live-Musik, Theater, Vorträge, Puppenspiel, Kinderfilme, Politforen, Disco und Zeitzeugengespräche. Für seine hörbar gereizte Kollegin Cathleen Hoffmann statuiere die AfD ein Exempel am Hansa. „Das ist ein Kulturkampf von Rechts“, ist sie sicher.

Man wolle mit dem eingesparten Geld andere Vereine unterstützen, versuchte Jens Niemann (AfD) das Ruder rumzureißen. „Da sind zum Beispiel die Kickerfreunde.“ Jener Verein, der in der Volksstimme bereits klarstellte, sich von der Stadt nicht finanziell benachteiligt zu fühlen, wie Holger Lahne das AfD-Mitglied erinnerte.

Salzwedels Stadträte stehen hinter dem Club Hanseat

Die Hansa-Mittel seien „X-mal“ geprüft worden, weiß Norbert Hundt (SPD), mit „kontroversen“ Diskussionen. „Das ist ein soziokulturelles Zentrum – das ist der Unterschied!“, stellte er klar. Daher stehe das Hansa nicht im Wettbewerb, wie von der AfD angeführt.

Die Aussagen der Räte, bis auf die der AfD, ließen keinen Zweifel: Man steht zum Hanseat. „Es ist ein Leuchtturm, auf den können und wollen wir nicht verzichten,“ bekräftigte Wolfgang Kappler (Salzwedel Land) abschließend.