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Coronavirus Sachsen-Anhalt wappnet sich für Corona

Bislang gibt es keinen bestätigten Fall in Sachsen-Anhalt. Doch wie sind die Landkreise auf das Corona-Virus vorbereitet?

28.02.2020, 23:01

Magdeburg (vs) l Es sei nur noch eine Frage der Zeit, bis der erste Corona-Kranke in Sachsen-Anhalt registiert wird. Doch wie sind die Landkreise auf in Sachsen-Anhalt auf die neue Virsuserkrankung vorbereitet? Die Ansteckung erfolge wie bei einer herkömmlichen Grippe per Tröpfcheninfektion. Wie bei jeder anderen Grippe können sich die Sachsen-Anhalter schützen, indem sie die grundlegenden Regeln der Hygiene einhalten. Heißt: regelmäßig Hände waschen! Typische Symptome der Erkrankung seien Husten, Fieber und Atemnot. Bei einem Verdachtsfall solle eine Abstrichprobe durch einen Arzt erfolgen, der die Proben zur Untersuchung in die Charité Berlin schickt.

Im Magdeburger Gesundheitsamt ist wegen des Coronavirus ein Bereitschaftsdienst installiert worden. Derzeit beobachte man die Situation aufmerksam, aber nicht panisch. Der Leiter des Magdeburger Gesundheitsamtes Dr. Eike Hennig stellt klar, dass es sich bei dem Coronavirus um einen Erreger handelt, der bereits bekannt ist. Das Virus sei spätestens seit der SARS-Epidemie (Vogelgrippe) bekannt und der Erreger aus der chinesischen Region Wuhan zumindest artverwandt. Problematisch sei aber, dass es bislang noch keinen Impfstoff zur Behandlung gebe.

Das Universitätsklinikum Magdeburg arbeite daran, die Abstriche selbst untersuchen zu können. Bis die Diagnose bestätigt ist, bleibe der Patient isoliert, soll heißen, er bleibt in einem Einzelzimmer mit anliegendem Sanitärtrakt. Ärzte und Pflegepersonal werden dann in spezieller Schutzkleidung, wie Mundschutz, Handschuhen und speziellen Kitteln den Erkrankten behandeln. "Das Ziel der Behandlung ist, die Infektionskette zu unterbrechen", sagt Hennig.

In Magdeburg werden Rückkehrer aus China vom Gesundheitsamt nicht unter Generalverdacht gestellt. Beobachtet werden lediglich Rückkehrer, die erkrankt einreisen. "Es sind schon einige Leute wieder nach Magdeburg gekommen, sowohl Deutsche als auch Chinesen, keiner ist bisher krank geworden", berichtet Hennig.

Im Altmarkkreis Salzwedel haben sich die Ärzte des Gesundheitsamtes mit der Krankenhaushygienikerin Dr. Ines Mewes, die für das Altmark-Klinikum zuständig ist, über die Verfahrenswege für den Ernstfall abgestimmt. Sie seien dahingehend in Kontakt. Besprochen wurden die Abläufe bei einem begründeten Verdacht und bei einer diagnostizierten Erkrankung. Die Mitarbeiter der Notaufnahmen in den Krankenhäusern Gardelegen und Salzwedel sind bereits in die Problematik eingewiesen worden.

Sollte sich bei einem Erkrankten der Verdacht auf Coronaviren erhärten und der klinische Zustand es erfordern, würde der Betroffene in eine Infektionsspezialklinik verlegt, beispielsweise nach Berlin oder Hamburg. Das Gesundheitsamt erhält sofort eine Meldung. Dann geht es darum, den Ansteckungsweg zu definieren, Kontaktpersonen zu finden und zu beraten. "Das Altmark-Klinikum ist für eine derartige Aufnahme gerüstet", schätzt Amtsärztin Dr. Cornelia Schmidt ein. In der Westaltmark sollte sich die Bevölkerung keine Sorgen machen, beruhigt sie: "Die allgemeine Infektionsgefahr ist hier im ländlichen Raum aber insgesamt eher gering."

Der Landkreis Börde ist vorbereitet. Das ist die Botschaft, die Landrat Martin Stichnoth dieser Tage aussenden will. "Wir wollen beruhigend auf unsere Bevölkerung wirken, aber dennoch mit Nachdruck auf die Regeln des Infektinsschutzes aufmerksam machen", betont er. Die Corona-Prävention, versichert Stichnoth, sei derzeit auch im Bördekreis "oberstes Gebot". Doch wie ist der Landkreis vorbereitet auf das Virus? Da sind zum einen die Schulen, Museen und Verwaltungsgebäude des Kreises. Stichnoth kündigt an, kurzfristig alle Eingänge und Sanitäranlagen mit Spendern für Desinfektionsmitteln auszurüsten.

Zudem seien Reinigungsfirmen angewiesen, verstärkt Türklinken und Handläufe zu säubern. Das Gesundheitsamt soll kurzfristig für Zeiten außerhalb der regulären Dienstzeit und am Wochenende einen gesonderter Bereitschaftsdienst einrichten. Dieser sei im Ereignisfall der erste Ansprechpartner für die Einsatzleitstelle, um Sofortmaßnahmen einzuleiten, heißt es in der Mitteilung des Landrats.

"Wir sind vorbereitet, um bei einem möglichen Ereignisfall nach vorgegebenen Checklisten zu handeln", betont Stichnoth. Im Augenblick liege der Fokus allerdings auf Prävention, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. Im Haldensleber Rathaus sieht man das ähnlich. Seit Freitag hängen dort Hinweiszettel an den Türen, die dazu auffordern, das Händeschütteln zu vermeiden. Sabine Wendler, die stellvertretende Bürgermeisterin, hatte schon am Donnerstagabend im Hauptausschuss betont, man wolle das Übertragungsrisiko klein halten. Auf den Fluren und Toiletten stehe deshalb Desinfektionsmittel bereit. Mundschutzmasken seien bestellt, so Wendler.

Dass man gut vorberetet sei, versichert auch das Haldensleber Ameos-Klinikum. Man habe ein "Expertenteam" gebildet, das zentrale Fragen im Zusammenhang mit dem Coronavirus behandele und Maßnahmen koordiniere, heißt es in einem Schreiben des Klinikums. "Das Wichtigste in der aktuellen Situation ist eine sorgfältige klinische Ersteinschätzung und eine sich anschließende gezielte Diagnostik", teilt das Klinikum weiter mit. Sollte es zu einem Fall kommen, würde der betroffene Patienten sofort von Nicht-Betroffenen getrennt und in isolierten Räumen behandelt. Grundsätzlich stimme sich das Klinikum dabei mit dem Kreisgesundheitsamt und den Landesbehörden ab.

"Bislang gab es bei uns im Harzkreis keinen positiv getesteten Fall.", erklärt Amtsärztin Dr. Heike Christiansen. Im Wernigeröder Rathaus habe man die Entwicklung in Sachen Corona-Virus im Blick, betont Sprecher Tobias Kascha. Die Verwaltung habe sich ans Robert-Koch-Institut, das Gesundheitsamt des Harzkreises und das Harzklinikum gewandt. „Wir bleiben in Kontakt und werden uns in regelmäßigen Abständen austauschen“, so Kascha. Die Stadtverwaltung wolle keine Panik schüren. Im Blick habe man dabei besonders städtische Einrichtungen wie Kitas, in denen viele Menschen aufeinander treffen. Allerdings seien Schließungen bisher kein Thema, ebenso wenig Absagen von geplanten Veranstaltungen

In Halberstadt steht nach Angaben von Sprecherin Ute Huch die Verwaltung in direktem Kontakt mit dem Ameos-Klinikum. Für die Mitarbeiter der Verwaltung seien zusätzlich Infektionsmittel zur Reinigung der Hände geordert worden. „Darüber hinaus sollen umgehend Atemschutzmasken für die Mitarbeiter im Bürgerbüro und im Standesamt – hier ist der intensivste Bürgerverkehr – bestellt werden.“ Veranstaltungen oder ähnliches seien bisher nicht abgesagt worden.

Amtsarzt Dr. Henning Preißler versichert, dass für das Jerichower Land derzeit keine Panik bestehe. Sollten Verdachtsfälle auftreten, könne sofort reagiert werden. Diese gebe es bislang nicht. Acht Personen im Landkreis standen unter besonderer Beobachtung der Mediziner. Sie waren in den vergangenen Wochen gemeinsam mit chinesischen Passagieren auf einer Kreuzfahrt im südostasiatischen Raum. Doch der Verdacht bestätigte sich nicht.

Auch personell hat sich die Kreisverwaltung darauf eingestellt, dass der Virus das Jerichower Land erreicht. So sind der Amtsarzt und ein speziell ausgebildeter Hygieneaufseher zusätzlich in Bereitschaft, falls Verdachtsfälle auftreten. Zudem stünde der enge Informationsaustausch mit dem Helios-Krankenhaus in Burg im Mittelpunkt.

Wie sind die vier Krankenhäuser von Ameos in Staßfurt, Schönebeck, Aschersleben und Bernburg auf den Corona-Virus vorbereitet? "Im Falle des Auftretens einer Infektion mit dem Corona-Virus nehmen wir den Verdachtsfall sehr ernst. Dazu würde unsererseits proaktiv das Gesundheitsamt informiert", erläutert Jens Lott, Leiter Kommunikation Ameos Ost. In den Krankenhäusern greifen demnach sämtliche Vorsichtsmaßnahmen. Die betreffende Person würde isoliert. "Es gibt keinen ungeschützten Kontakt zu anderen Personen", so Lott.

"Auf Infektionserkrankungen sind wir ständig vorbereitet, wie auch bei Influenza", erklärte Dr. Stephan Rudolph, Ärztlicher Direktor des Ameos Klinikums Aschersleben-Staßfurt. Die Krankenhäuser halten Isolierzimmer mit entsprechenden Schutzschleusen ebenso vor wie die notwendige Schutzausrüstung und -kleidung. Ameos-Kommunikationschef Lott versichert: "Die Versorgung aller Patienten ist jederzeit gewährleistet. Fest steht auch: Das jeweilige Ameos-Klinikum ist geöffnet und nimmt weiterhin am regulären Krankenhausbetrieb teil."

"Das Risiko für die Bevölkerung im Salzlandkreis ist aus unserer Sicht zurzeit gering", erklärt Kreissprecher Marko Jeschor. Er schränkt aber ein, dass sich diese Einschätzung aufgrund neuer Informationen jederzeit ändern könne. Der Salzlandkreis sei krisenerprobt. Dazu hätten die Erfahrungen in den vergangenen Jahren wie das Hochwasser von 2013, die Schweinegrippe 2009 oder auch den Ausbruch der Vogelgrippe beigetragen. Im Falle eines Corona-Ausbruchs werden in der Kreisverwaltung Stabsstellen mit Fachkräften aus allen betreffenden Fachgebieten gebildet. Zusätzlich wird eine Telefon-Hotline zur Beratung der Bevölkerung eingerichtet. "Wir lassen gegebenfalls Impfstoffe verteilen", erläutert Jeschor das Vorgehen im Krisenfall.

"Die Telefone laufen heiß. In die Notaufnahme kommen Leute, um sich testen zu lassen", sagt Jörg Fahlke. Der Professor und Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie ist gleichzeitig Ärztlicher Direktor am Johanniter-Krankenhaus in Stendal und beruhigt: "Wir haben noch keinen Verdachtsfall und sind als Krankenhaus natürlich auf den Virus vorbereitet." Dafür zuständig ist der für Hygiene verantwortliche Arzt André Benthien, der auf Volksstimme-Nachfrage mitteilt, dass die Klinik ähnlich wie beim Grippe-Virus nun auch beim Corona-Virus vorgehe. Dafür gebe es standardisierte Verfahren zur Diagnostik. Die Kliniken stehen im stetigen Austausch mit dem Gesundheitsamt, dem Gesundheitsministerium und dem Robert-Koch-Institut.

Im Landkreis Stendal laufen die Fäden bei Iris Schubert zusammen. Die Amtsärztin der Kreisverwaltung mahnt wie auch die Klinikärzte zu Wachsamkeit und Prävention. "Hände waschen, Hände waschen. Das ist das A und O und kann nie zu viel sein", sagt Iris Schubert. Gleichzeitig appelliert sie an die Bevölkerung, den Umgang mit Erkrankten gerade jetzt zur Erkältungszeit auf ein Minimum zu beschränken. Und jene, die erkrankt sind, sollten sich im heimischen Umfeld auskurieren. Man dürfe nicht außer Acht lassen, dass gegenwärtig noch die Grippe kursiert und nicht jeder, der hustet, schnupft oder ein Kratzen im Rachen spürt, gleich ein Verdachtsfall ist. Bislang gebe es im Stendaler Gesundheitsamt noch keinen registrierten Fall.

Die ersten Patienten mit Verdacht auf Coronavirus sind in Krankenhäuser eingeliefert worden. Die beiden gemeldeten Verdachtsfälle aus Dessau und dem Burgenlandkreis haben sich nach Angaben des Landesamtes für Verbraucherschutz jedoch nicht bestätigt. Ein 60-jährige Mann soll demnach von seinem Hausarzt an das Klinikum nach Alten überwiesen worden sein. Anschließend soll er im Klinikum Dessau aufgenommen und sofort auf ein Isolierzimmer verlegt worden sein.

Es handelt es sich um einen Mann aus Dessau, der zuvor auf einer China-Reise gewesen sei. Beim zweiten Verdachtsfall handelt es sich um einen Mann aus dem Burgenlandkreis.

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