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Stadtverwaltung Generationenwechsel in Wernigerodes Rathaus

Was bewegt Wernigerode 2019? Oberbürgermeister Peter Gaffert stellt fest: Es ist Zeit für die nächste Generation.

Von Susann Gebbert 14.02.2019, 00:01

Wernigerode l Gesucht: Kämmerer. Leiter des Tiefbauamtes. Chef des Stadtplanungsamtes. Amtsleiter für das Immobilienmanagement. Das Jahr 2019 bringt Veränderungen in Wernigerodes Rathausstuben. Sind die Schlüsselpositionen doch mit Babyboomern besetzt, also mit Angestellten, die in der geburtenstarken Zeit ab 1954 geboren wurden. Diese Generation verabschiedet sich nach und nach in den Ruhestand. Das veranlasst Peter Gaffert, den Oberbürgermeister von Wernigerode und selbst ein Babyboomer, zu sagen: „Es ist Zeit für einen Generationenwechsel.“ So sollen in diesem 2019 Schlüsselpositionen im Rathaus neu besetzt werden.
Der parteilose Stadtchef vermutet, dass das ein schwieriges Unterfangen werden könnte. „Ein Jahr lang haben wir die Stelle des Amtsleiters für Gebäudemanagement ausgeschrieben.“ Drei Mal hat die Personalabteilung an der Stellenausschreibung gefeilt, bis am Ende mehr Gehalt und schließlich auch ein paar Bewerbungen standen. Demnächst laufen die Bewerbungsgespräche an.
Als Grund für die niedrigen Bewerberzahlen vermutet der Oberbürgermeister, klar, den demografischen Wandel. Er führt aber auch das tarifgebundene Gehalt an, das oft nicht mit einem Verdienst in der Industrie mithalten kann. Auch die Ansprüche, glaubt der OB, haben sie verändert. So legten junge Arbeitnehmer Wert auf Flexibilität hinsichtlich Arbeitsort und -zeit.
„Homeoffice“ (dt. Heimbüro) ist zu einem geflügelten Wort für all diejenigen Fachkräfte geworden, die in der Zeit der Digitalisierung aufgewachsen sind. Darauf hat sich auch die Stadt eingestellt und erlaubt hin und wieder Heimarbeit und hat die Kernarbeitszeit reduziert. Auch Wohnraum und das Umfeld seien Auswahlkriterien für Arbeitnehmer.
Das Thema Wohnraum will der Oberbürgermeister gemeinsam mit dem Stadtrat und den Ortsbürgermeistern noch im ersten Jahresdrittel angehen. „Wir wollen uns treffen, um auszuloten, welches Potenzial an Fläche da ist“, so Peter Gaffert. Dabei geht es um Flächen, auf denen Wohnhäuser entstehen könnten. Kleine Neubaugebiete. Die Nachfrage sei enorm, die Immobilienpreise hoch, die Mieten teuer. „Es gibt dringenden Handlungsbedarf.“ Er weist darauf hin, dass es die aktuellen gesetzlichen Regelungen nicht leicht machen, neue Baugebiete auszuweisen. Außerdem seien viele Flächen betroffen, die in Privatbesitz sind und zum Teil auch landwirtschaftlich genutzt würden. Würden sie zum Bauland, fehlten sie unter Umständen den Landwirten. Daher hat für den Rathauschef die „Nachverdichtung“ bestehender Baugebiete Vorrang. Vereinzelt gäbe es in der Kernstadt auch noch Baulücken.
Wald, Autobahn, Industriegebiet. „Die topografische Lage von Wernigerode erschwert es, die Stadt einfach zu erweitern“, sagt Gaffert. So würden die Standortvorteile zur Krux.
Acht Millionen Euro investiert die Stadt in diesem Jahr in den Baubereich, so der Oberbürgermeister. Das Geld werde dafür ausgegeben, bereits begonnene Projekte fertigzustellen. Gaffert nennt die Kindergärten in Reddeber und Schierke, das Vereinsgebäude des FC Einheit in Hasserode, die Schierker Feuerwehr, den Straßenausbau der unteren Breiten Straße und die Brücke über die Steinerne Renne in Hasserode, die das kleine Industriegebiet mit der Innenstadt verbindet. Außerdem soll 2019 die Sanierung des Schlosses ausgeschrieben werden, der Neubau der Werkstatt für die Harzer Schmalspurbahnen beginnen und geprüft werden, welche Schritte wann für die Kulturkirche nötig sind. Bei letzteren Projekten ist die Stadt nicht Bauherr, aber als Partner beteiligt.
Ein „herausragendes Ereignis“ sind für den OB die Kommunal- und die Europawahl im Mai. Er hofft auf eine hohe Wahlbeteiligung, dass nicht die Politiker mit einfachen Antworten auf schwierige Fragen, Populisten, ins Rathaus einziehen und dass in der nächsten Legislaturperiode mindestens Erreichtes erhalten werden kann. Als Beispiele nennt er das Kammerorchester als das Herz von Wernigerode oder auch den Bürgerpark.
Peter Gaffert merkt an, dass die finanzielle Situation der Kommunen prekär sei. Die Verwaltung müsse Sparpotenziale aufdecken und mittelfristig die Steuern anpassen. Er prognostiziert, dass es künftig Diskussionen rund um Kitabeiträge geben wird. „Wernigerode hat mit die niedrigsten Gebühren, bietet aber die beste Kinderbetreuung in Sachsen-Anhalt“, so Gaffert. Und ergänzt: „Gute Leistung kostet Geld.“
Veranstaltungshöhepunkte seien in diesem Jahr der 61. Deutsche Schützentag, das elfte Johannes-Brahms-Chorfestival, die 30 Jahre bestehende Partnerschaft zwischen Wernigerode und Neustadt an der Weinstraße und die Festlichkeiten rund um die vor zehn Jahren vollzogene Eingemeindung Schierkes. Auch die 40. Harzquerung zählt er auf.
Peter Gafferts Fazit: Wernigerode hat sich gut entwickelt. Dafür sprechen die Zahl der Übernachtungsgäste, die 2018 so hoch wie noch nie war, die Unternehmensansiedlungen, die Arbeitslosenquote von nur vier Prozent und Auszeichnungen wie der Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2019. „Das zeigt, wir haben vieles richtig gemacht.“