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10 Tage Sudenburg Klavierbauer verleiht Flügel an Stars

Die Volksstimme beleuchtet an zehn Tagen das Leben in Magdeburg-Sudenburg einmal von den weniger bekannten Seiten. Heute: Tag 4.

Von Robert Richter 25.08.2017, 11:40

Magdeburg l Was haben Stars wie Elton John, Hape Kerkeling, Heinz Rudolf Kunze, Justus Frantz oder Roger Whittaker mit Sudenburg zu tun? Sie alle spielten bereits auf einem Klavier oder Flügel aus dem Besitz des hier ansässigen Klavierbauers Stephan Paasch.

Über 100 Flügel und Klaviere für alle Fälle hat der Spezialist in seinem Besitz. Gefragt seien diese von Konzerthäusern und -veranstaltern überregional. „Zum Teil bringen die Künstler natürlich ihre eigenen Instrumente mit, zum Teil müssen diese gestellt werden“, erzählt Paasch. Dann kommt er ins Spiel.

Auch für einen Auftritt des 2011 gestorbenen „Jopi(e)“ Heesters im Harz habe er vor Jahren mal einen Flügel verliehen. „Das Instrument kam mit einem Handabdruck zurück“, erinnert sich Marita Paasch, die Frau des Sudenburger Klavierbauers, die mit ihm im Musikhaus auf der „Halber“ arbeitet. Sie ist sich bis heute sicher: Der Abdruck stammte von Heesters, der wie üblich am Flügel stand und sang. Geputzt worden sei dieser zunächst eine Weile nicht.

Stephan Paasch bereitet gerade einen neuen Transport vor. „Der Flügel geht erst in die Festung Mark und dann ins Alte Theater“, sagt er, während er graue Gurte um das hochkant gestellte und sorgsam verhüllte und gepolsterte Instrument legt.

Wann kommen die Möbelträger, um das einige 100 Kilo schwere Instrument nach draußen in den Lieferwagen zu hieven? Gar nicht. Das macht Paasch alles ganz alleine.

Mit einem Heber kippt er den Flügel leicht an und legt ein paar dünne Rohre darunter, die ihm als Rollen dienen. Er legt sich einen der Gurte um und zieht den Flügel ganz langsam und sacht in Richtung der geöffneten Ladentür. Die ist weder besonders breit noch besonders hoch. Bis jetzt ist dennoch jeder Flügel unbeschadet hindurchgekommen.

Macht er Krafttraining? Paasch schüttelt den Kopf. „Aber für den Rücken müsste ich was machen. Da macht sich meine Arbeit schon bemerkbar“, sagt er schmunzelnd.

Seinen Flügel zieht er routiniert Stück für Stück bis auf den Treppenabsatz, von dort über eine ausgefahrene Laderampe in das Lieferfahrzeug. Seine Instrumente begleitet Paasch bis kurz vor dem Auftritt, schließlich müssen sie für jeden Raum und jedes Konzert intoniert werden.

Paasch verleiht nicht nur Flügel. 1982 eröffnete er bereits sein Geschäft als Klavierstimmer mit Reparaturwerkstatt. Zehn Jahre später folgte das Musikgeschäft auf der „Halber“ als Familienunternehmen mit seiner Frau. Zuvor hatte er eine Klavierausbildung in Leipzig gemacht und in Dresden an der Musikhochschule studiert. Er selbst kann zwar auch Klavier spielen. „Aber mein Instrument ist die Gitarre.“

So oder so: Nicht nur in Sudenburg sorgt Paasch für den richtigen Ton.

Die Serie im Überblick:

Tag 1: Bei den "Ureinwohnern" in der Bierstube

Tag 2: Eine Melange am Ambrosiusplatz

Tag 3: Die ganze Klaviatur - Musik in der Kirche

Tag 5: Audienz bei Harry IV. und Herrchen

Tag 6: Jutebeutel auf Abwegen

Tag 7: Probe bei singenden Plaudertaschen

Tag 8: Der Ambrosiuskirche aufs Dach gestiegen

Tag 9: Magdeburg lernt laufen

Tag 10: Der Chronist vom Friedhof