10 Tage Sudenburg Jutebeutel auf Abwegen

Die Volksstimme beleuchtet an zehn Tagen das Leben in Magdeburg-Sudenburg einmal von den weniger bekannten Seiten. Heute: Tag 6.

Von Robert Richter 29.08.2017, 14:00

Magdeburg l Nein, an einen Jutebeutel, Markenzeichen vollbärtiger Großstadt-Hipster, hätte bei Michael Hoffmann nun wohl niemand gedacht. Der stets akkurat rasierte und gekleidete Sudenburger Geschäftsmann – Business-Hemd, Sakko mit Einstecktuch – überreicht dem Besucher mit einem Grinsen einen solchen beigen Stoffbeutel. Darauf grün gedruckt in Schreibschrift: „Gut gekauft, gern gekauft in Sudenburg“. Hippe Werbung fürs lokale Geschäftsleben.

Hoffmann ist auf seine Art ein „Hansdampf in allen Sudenburger Gassen“: Immobilien­unternehmer, Inhaber einer Unternehmensberatung und mit dieser von der Stadt als Geschäftsstraßenmanager für die Halberstädter Straße bestellt. Stadtrat (für die CDU), Mitbegründer und Kopf der Interessengemeinschaft (IG) Sudenburg, Mitorganisator von Großveranstaltungen wie dem jährlichen Sudenburg-Fest ...

Ein Bummel mit Hoffmann über die „Halber“ kommt immer wieder ins Stocken. Ein Hallo beim ältesten Uhrmachergeschäft der Stadt („Uhren-Meyer“), eine Besichtigung in der „Entspannungsoase“ kurz vor dem Südring mit Salzgrotte, Privat-Sauna und Massageliegen.

Ein Schwatz bei „Radio Montag“ und „Optiker Heller“, Traditionsgeschäften der „Fachhandelsmeile“, wie Hoffmann die „Halber“ einordnet, „die Geschäfte sind zumeist noch inhabergeführt“.

Ein Schlenker über grüne Innenhöfe mit neuzeitlichen Wohnanlagen. „Das ahnt man von außen nicht“, kommentiert Hoffmann. Er führt durch das sogenannte Sanierungsgebiet in Nebenstraßen der „Halber“. Hier werden Investoren mit steuerlichen Anreizen zu Investitionen in die Altbausubstanz gelockt. „Das funktioniert“, sagt Hoffmann.

Stopp vor einem eingerüsteten Mehrfamilienhaus, das ein bekannter Immobilienunternehmer sanieren lässt. Hoffmanns Ansage: „In den nächsten fünf Jahren wird sich der Stadtteil stark weiterentwickeln.“

Er selbst, geboren bei Bitterfeld, wohne mit Unterbrechung seit 33 Jahren in Sudenburg. „Sudenburg hat ein tolles Flair, und ich wollte schon immer dazu beitragen, dass es hier vorangeht.“ Sein Lieblingsort in Sudenburg? „Der Ambrosiusplatz. Hier finden unsere Veranstaltungen statt, hier trifft man sich.“

Sagt’s und wie bestellt kommt Bernd Willerding, mit Hoffmann im Stadtteil in der Gemeinwesenarbeit engagiert, angeradelt. Er möchte „kurz mal was besprechen“. „Vieles klären wir in Sudenburg auf dem direkten Weg“, sagt Willerding. Das sei doch besser als stundenlange, zähe Vereinssitzungen. „Was klären“ – für Sudenburg – da ist Michael Hoffmann in seinem Element.

Die Serie im Überblick:

Tag 1: Bei den "Ureinwohnern" in der Bierstube

Tag 2: Eine Melange am Ambrosiusplatz

Tag 3: Die ganze Klaviatur - Musik in der Kirche

Tag 4: Klavierbauer verleiht Flügel an Stars

Tag 5: Audienz bei Harry IV. und Herrchen

Tag 7: Probe bei singenden Plaudertaschen

Tag 8: Der Ambrosiuskirche aufs Dach gestiegen

Tag 9: Magdeburg lernt laufen

Tag 10: Der Chronist vom Friedhof