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10 Tage Sudenburg Der Ambrosiuskirche aufs Dach gestiegen

Die Volksstimme beleuchtet an zehn Tagen das Leben in Magdeburg-Sudenburg einmal von den weniger bekannten Seiten. Heute: Tag 8.

Von Robert Richter 31.08.2017, 14:56

Magdeburg l Sudenburgs Pfarrer hat eine E-Mail geschickt. Betreff: Kreuzblume Sudenburg. Jene Kreuzblumen, so Konstantin Rost, würden am Mittwochvormittag im Rahmen der aktuellen Fassadensanierung auf die Giebel der Ambrosiuskirche gesetzt. Es werde sicher eindrückliche Bilder geben.

Ein Tag für die Sudenburger Geschichtsbücher?

Am Ort des Geschehens auf dem Ambrosiusplatz stehen am Mittwochvormittag: ein Kran, Pfarrer Rost, Architektin Sina Stiebler, zwei Mitarbeiter der Bauhütte Quedlinburg, IG-Sudenburg-Vorsitzender Michael Hoffmann, Sudenburg-Chronist Thomas Garde, ein paar weitere Schaulustige. Und drei Kreuzblumen aus hellem Sandstein auf einer Ladefläche.

Es ist angerichtet. Die je gut anderthalb Tonnen schweren Schmuckstücke sollen nacheinander nach oben befördert werden. Dort, etwa in Höhe der kreisrunden Fenster im oberen Drittel des Kirchturms, werden die Blumen schon von den Fachleuten erwartet. Sie werden den eingearbeiteten Dübel in die Fassung einlassen und alles gut verkleben. Ein Werk für die Ewigkeit.

Sina Stiebler lädt zum Gerüstaufstieg mit Aussicht auf das Geschehen am Kirchendach ein. Was aber hat es nun auf sich mit den neuen Kreuzblumen? „Die ursprünglichen Kreuzblumen wurden schon vor Jahren abgenommen, damit sie nicht herabstürzen.“

Die Halterungen aus Eisen - damals beim Kirchenbau in den 1870er Jahren habe man nichts anderes gehabt – seien verrostet gewesen. Durch die Korrosion wurde auch der Sandstein mehr und mehr angegriffen. „Die alten Kreuzblumen waren nicht mehr zu verwenden“, erklärt die Architektin, eine Spezialistin für Kirchensanierungen und vielerorts an Gotteshäusern tätig.

Neue Kreuzblumen mussten her. Sie wurden in der Quedlinburger Bauhütte gehauen. Die Halterungen sind nun aus Edelstahl. Rostfrei.

„Auch die Wasserspeier an der Fassade wurden bereits erneuert“, sagt sie. Bald, wenn das Gerüst verschwunden ist, werden sie ebenfalls zu sehen sein. Die Kirche werde regelrecht glänzen, hell und rein, sagt einer der versammelten Sudenburger. Dafür hatte die Gemeinde lange Geld gesammelt. Komplett ist die Sanierung damit nicht. Für die Fortsetzung wird weiter „getrommelt“.

Die Sudenburger putzen ihr ergrautes Wahrzeichen Stück für Stück heraus. „Mit solcher Schönheit kann man doch auch Nichtchristen begeistern.“

Auf der Facebook-Seite postet die Gemeinde später Fotos der neuen Giebelverzierungen. Der Text dazu beginnt: „So könnte es immer gehen ...“

Die Serie im Überblick:

Tag 1: Bei den "Ureinwohnern" in der Bierstube

Tag 2: Eine Melange am Ambrosiusplatz

Tag 3: Die ganze Klaviatur - Musik in der Kirche

Tag 4: Klavierbauer verleiht Flügel an Stars

Tag 5: Audienz bei Harry IV. und Herrchen

Tag 6: Jutebeutel auf Abwegen

Tag 7: Probe bei singenden Plaudertaschen

Tag 9: Magdeburg lernt laufen

Tag 10: Der Chronist vom Friedhof